Genuss an der Küste des Ägäischen Meeres

Genuss an der Küste des Ägäischen Meeres

Am fünfzehnten Tag meiner Reise habe ich mir frei genommen. Ich habe mich entschieden, dass ich noch im Städtchen bleibe, welches mir wegen der Abwesenheit der Touristen wirklich am Herzen lag.

In der Früh habe ich mich auf die Jagd nach einem Geschäft gemacht und am Anfang des Dorfes habe ich ein Supermarkt entdeckt. Geschlossen… Zu meiner Freude, nicht weit weg erblicke ich eine Bäckerei mit offenen Türen. Aber bevor ich gelang vom Rad abzusteigen, spricht mich Herr George an. Er wollte mein ungewöhnliches Rad ausprobieren.

Natürlich habe ich ihm die Testfahrt ermöglicht, gleichzeitig nützte ich auch die Gelegenheit und fragte ihn nach einer Wasserquelle wo ich meine Wäsche waschen könnte. Er zeigte mir einen Wasserhahn auf seinem Hof und sofort begann ich mit dem Waschen meiner Wäsche.

Ich bereite mir die Seife vor, damit ich mir die Wäsche wasche, woraufhin uns die Frau Despina erblickt, der ihr meine Art des Waschens nicht geeignet erschien. Deshalb brachte sie eine Wanne mit Seifenwasser, nimmt mir das T-Shirt aus den Händen und wäscht es alleine. George hat mir in der Zwischenzeit zwei Tomaten, einen Pfirsich und ein Bier gebracht.

Damit ich die Möglichkeit ausnützen würde, habe ich mir auch die Hose ausgezogen, welche es auch schon notwendig war zu waschen. Mit George haben wir die Landkarte erkundet und Despina hat in der Zwischenzeit mit meine Hose im Haus verschwunden. Ich habe mich nicht ganz umgedreht und meine Wäsche befand sich magisch aufgehängt am Balkon vor deren Haus.

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Weil ich die ungeschlafene Nacht nachholen musste, legte ich mich in den Park über der Strasse. Ich nickte bis 13 Uhr bis nicht wieder George vor mir erschien. Diesmal mit vollem Teller frisch gebratener Fische und Gemüse. Wie immer auf den Fahrradreisen war ich begeistert über das angebotene Essen und der Teller war schnell leer. Ich habe diesen abgewaschen und ins Haus gebracht, wo beim Mittagessen die gesamte Familie versammelt war. Sie haben mich eingeladen, dass ich um fünf Uhr vorbei kommen soll um Wassermelone zu essen.

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Ich habe mir nicht vorgestellt, dass an solch einem faulen Tag so viel geschehen wird… Ich habe mir ein Nachmittagsschwimmen und Faulenzen gegönnt. Etwas über fünf Uhr bin ich wieder zurück zu George, welcher schon mit dem Freund und der Frau vor dem Haus gesessen ist und Wassermelone gegessen hat. Wann die mich erblickt haben, habe ich schon eine Einladung gehört, dass ich mich gesellen soll. Ich bekam einen randvollen Teller mit saftiger und süsser Wassermelone. Wir haben über Slowenien als auch Griechenland und meiner Reise geplaudert.

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Von der meeresnahen Stadt Methoni begab ich mich in Richtung des gebirgigen Gebiets Griechenlands. Der Weg führte mich durch Dörfer und kleinere Städte. Stellenweise habe ich niemanden getroffen. Richtig unangenehmes Gefühl, wann man durch die Stadt radelt wo es keine lebendige Seele gibt. So als ob alles verlassen wäre… – ausgestorben…

Feigen und Wölfe

Plötzlich wurde mir bewusst, dass dem Weg entlang Feigen wachsen. Denn ich weiss nicht, wieviel solcher Sträucher ich vorhin schon ausgelassen habe, aber im Gehirn hat es auf einmal Klick gemacht und ich habe mit ganzer Kraft gebremst. Ich bin nämlich einem Feigenbaum mit reifen Früchten vorbei gefahren.

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Noch nie im meinem Leben habe ich mir eine Feige vom Baum geholt. Und nur einmal – zu jenem Zeitpunkt – habe ich frische Feigen gegessen. Ich näherte mich dem Baum und beobachtete die dunkel gefärbten Früchte. Ich greifte zur reifen Feige und habe diese gepflückt. An der Spitze des Stiels bildete sich ein kleiner weisser Tropfen eines klebrigen Saftes. Ich habe diese in zwei Hälften geteilt und blickte in die saftige Mitte in herrlichen Farben. Sie war süss und saftig! Die meisten waren zwar noch grün, aber einige habe ich schon aufgegessen.

Je mehr ich in Richtung Süden ging, desto mehr reife Früchte gab es und ich bin bei jedem Strauch stehen geblieben, welcher mir was bieten konnte. Ich habe gelernt, dass ich die dunkelsten und weichsten Früchte suchen muss. Und jene die am meisten reif sind, lassen gar keinen klebrigen weissen Saft mehr. Ich habe mich mit Feigen gesüsst, wie noch nie in meinem Leben. Probiert habe ich noch zwei oder drei Sorten. Jeder Strauch, welchen ich erblickt habe, hat mir eine neue Freude gebracht.

Aber Feigenbäume gab es bald keine mehr. Am achtzehnten Tag meiner Reise radelte ich nämlich im gebirgigen Teil Griechenlands. An diesem Tag legte ich mit meinem Rad lediglich 59 km zurück, denn ich musste auf dieser Distanz 1.686 m Höhenunterschied bewältigen.

Am Vormittag habe ich einen Herrn auf einem Motorrad getroffen, welcher mich zuerst überholt hat und der dann auf dem Weg zurück stehen geblieben ist und mich gefragt hat woher ich komme und wohin ich gehe. Wann ich ihm gesagt habe, dass ich auf dem Weg nach Archaia Olympia bin, brach er in Lachen aus und sagte “Auf dieser Strasse??!!” Ich nickte zu. Er schaute in meine Augen und bekreuzte sich und sagte: “Gott helfe dir.” Als ob das wirklich ein Wahnsinn ist …

Später haben mich ziemlich höher zwei Motorradfahrer auf Sportmotorrädern überholt. Im Schatten ein wenig vorne haben die auf mich gewartet und mir zugelacht als ich mich genähert habe. Sie waren auf den Weg nach Athen zum Musikkonzert. Wann sie gehört haben, wohin ich auf dem Weg bin und woher ich gekommen bin, haben sie beinahe gelacht. Sie konnten es nicht fassen, dass ich mit diesem Rad den ganzen Weg von Slowenien geradelt bin. Unaufhörlich haben sie wiederholt: “Aber das sind ja Gebirge…” Ich denen, dass ich nicht im Verkehr zu radeln wünsche. Die beiden aber wie eine defekte Schallplatte: “Aber warum in diesen Gebirgen?

Worauf mich einer von denen gefragt hat: “Und die Wölfe?” Im Moment ist mir das Lachen vergangen: “Welche Wölfe?” Sie wurden darauf hingewiesen, dass dieses Gebiet mit Wölfen übersät ist und dass es nachts gefährlich sei. Ich wollte es nicht glauben, aber sie behaupteten, dass es ehrlich sei. Alles was ich sagen konnte war, dass es besser wäre das sie mir das nicht gesagt hätten. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass sie mich nicht überrascht haben. Aber irgendwie habe ich dann zurecht gefunden … Lachend haben wir uns getrennt, mir sind aber die Gedanken auf meine Nahrungsreserven entflohen.

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Vor dem Eintritt in den hügeligen Teil habe ich überhaupt nicht daran gedacht, dass ich in den Gebirgen wahrscheinlich keine Geschäfte finden werde … Wie konnte mir das entgehen? Ich habe auf die Landkarte geschaut und gehofft, dass im nächsten Dorf ein Geschäft sein wird. Ich entschloss mich, dass ich ohne Nahrung das Dorf nicht verlasse. Und wenn ich in einem Buffet oder bei einem Einheimischen nach Brot oder Makkaroni bitten werde.

Schliesslich bin ich bis zur Kreuzung gekommen, wessen linke Abzweigung in ein einsames Dorf inmitten der Gebirge geführt hat. Ich schaute in Richtung des Dorfes und sagte zu mir: “Ja, du bist in den Gebirgen. Was hast du denn erwartet!” Das Dörfchen Rentina war nämlich ungefähr 200 Höhenmeter niedriger. Und der Weg zu ihr war so steil, dass es die Bremsen zurück es fast nicht mehr aushielten.

Das Geschäft war geschlossen, aber eine vorbeigehende Einheimische hat mir gesagt, dass ich die Treppen rauf muss und in der oberen Wohnung klingeln muss. Die Eigentümerin war Zuhause und war so freundlich, dass sie mir das Geschäft öffnete. Zufrieden, dass ich genug Nahrung hatte, machte ich mich Zufuss auf den Weg in die Steigung.

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Je mehr sich der Abend näherte, desto mehr kreisten meine Gedanken um die Wölfe. Ich traf einen älteren Herrn, welcher nicht verstand, was ich ihn fragte. Ich war aber entschieden eine Antwort zu bekommen. Ich stellte mich auf alle Vier und heulte in die Luft. So wie es die Wölfe in den Mond machen. Kniend auf allen Vieren schaute ich in Richtung des Herrn: “Problem?” Der Herr lachte und nickte. Offensichtlich hat den Motoristen jemand eine ein wenig zu grausige Version gesagt, jedoch war ich nicht ganz beruhigt. Auch die mit dem Wald umgebene Strasse auf welcher ich meinen Weg fortsetzte, hat nicht beruhigend gewirkt …

Gehts weiter…