Mit Dreirad von Maribor zum Schwarzen Meer
- 19
- September
- 2013
- By Peter
- Weltreise Geschichten
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Über Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien und Bulgarien zum Schwarzen Meer. Und dann durch Rumänien und Ungarn zurück nach Hause. Es war eine Reise durch Länder, wo Zeit langsamer vergeht und alles ähnlich, wie bei uns vor 50 Jahren ist.
Am ersten Nachmittag meiner Herausforderung, sandte ich noch eine letzte Nachricht aus Slowenien. Auf dem Parkplatz in der Nähe vom Grenzübergang Središče ob Dravi wurde ich von einigen Lkw-Fahrern gefragt, wohin ich damit gehen will. Meine Antwort war: “Zum Schwarzen Meer!” Sie sind in Lachen ausgebrochen: “Pa sa tim? / Damit?” fragte Einer aus der Gruppe.
Sie konnten einfach nicht glauben, dass ich tatsächlich vorhatte, den ganzen Weg mit dem Fahrrad zu besiegen. Als sie mein gesetztes Ziel endlich akzeptiert haben, wollten sie wissen, wie lange ich dort bleiben werde. Meine Antwort “Ein Tag, vielleicht zwei,…” verursachte eine komische Reaktion… Mit dem Fahrrad diesen Weg durchfahren, um bloß einen Tag oder zwei zu bleiben?! Das wollte ihnen einfach nicht in den Sinn gehen. Sie haben kreuz und quer diskutiert und Einer fragte mich, was so ein Fahrrad kostet… Als ich gesagt habe, so um 2.500€ dachte er wahrscheinlich, dass ich verrückt bin: “Ungefähr so viel würde mich doch ein Urlaub im Luxushotel mit zwei erotischen Masseurinen kosten.”
Als ich meine Reise geplant habe, hatte ich vor, mich mehr in Gebirgsnähe zu halten. Die Donau war auch einbezogen, aber dieses Vorhaben würde ich jetzt ganz bestimmt überspringen. Ich kann nicht sagen, dass es dort nicht schön war, aber ich bin halt ein Mensch, dem mehr entfernte Dörfer und Berge gefallen, wo es nicht so viele Touristen gibt.
Zum Schwarzen Meer habe ich ca. 1.800 Kilometer besiegt. Meinen Weg nach Hause, plante ich durch Rumänien, obwohl ich davor bisschen Angst hatte. Und hätte ich noch einmal alles geplant, wäre Rumänien das einzige Land, das ich gänzlich auslassen würde. Selbstverständlich nicht wegen den Einwohnern, die sind ganz nett, sondern ausgeschlossen wegen des Verkehrs. Rumänien hat nämlich keine Autobahnen und der ganze Verkehr aus Nordeuropa verläuft auf den regionalen Straßen, die vollgestopft mit Lkw sind.
Als ich vom Rummel geflohen bin, war ich von ein paar wohl geordneten Dörfern und der schönen Landschaft der Karpaten begeistert. Wenn Rumänien eines Tages die Autobahnen in Ordnung bringt, wird dort ein Paradies auf Erden für Radfahrer sein. Ich muss etwas zugeben, was für manche vielleicht erstaunlich ist, aber Nachbarschaften in Rumänien waren viel netter und ordentlicher, als zum Beispiel die in Bulgarien, wo sogar Friedhöfe verwildert waren.
Im Unterschied zu Rumänien, wo es Asphalt nur auf Hauptstraßen gab, war Bulgarien im großen Ganzen asphaltiert. Aber auch ganz einsame Straßen waren von jeder Seite mit Gebüsch verwildert. Die Löcher auf Straßen waren bis zu 10 Zentimeter tief, damit man mit ganzem Rad reinfallen konnte. Mit so wenig Verkehr auf Straßen, konnte ich bei der Abfahrt auch die Geschwindigkeit bis zu 60 Kilometer pro Stunde erreichen. Dort konnte man definitiv nicht mit dem Auto rasen. Das würde nämlich sehr große Probleme mit der Steuer verursachen. Na, was soll ich sagen… Es war also ideal für uns Radfahrer!
Nirgendwo hatte ich das Problem, Trinkwasser zu finden. Drei Liter Wasser-Reserve waren mehr als genug, denn ich konnte es immer von Menschen bekommen; In Serbien und Bulgarien gab es viele Wasserquellen und Einwohner, die sonst eine Wasserleitung haben, gehen dorthin um frisches Wasser in großen Flaschen nach Hause zu nehmen.
In Serbien habe ich ein altes Paar getroffen, sie machen jeden Tag ein Spaziergang, um frisches Wasser zu holen und ich muss zugeben, dieses Wasser war wirklich gut! Wir haben noch eine Weile bei der Quelle geplaudert und Herr erzählte mir, mit abstehendem Blick, wie er sich an „drei Herzen Wasser“ erinnert, das es schon seit Jugoslawien nicht mehr gibt.
Die Frau hat mich an meine Großmutter erinnert, sie war wahrhaftig besorgt. Wie konnte ich mich allein, in so etwas begeben. Sie haben mir ihre Adresse in mein Notizbuch aufgeschrieben und ich habe mich später entschieden ihnen eine Flasche Wasser namens “Radenska” zu schicken, weil ich diesen Blick, als er in Erinnerungen schwelgte, nicht aus dem Kopf kriegen konnte.
Das sind nämlich die Ereignisse, die man auf solchen Reisen erlebt und solche Kleinigkeiten können weder mit Kamera gezeigt, noch mit Worten beschrieben werden… So etwas muss man einfach erleben!
Dort laden dich Menschen ein, die Nichts haben, um mit ihnen etwas zu trinken. Da serbische bzw. die bosnische Sprache ziemlich ähnlich wie Slowenisch klingt, kann man über verschiedenen Sachen diskutieren. In Bosnien und Serbien haben alle Slowenien in guter Erinnerung behalten. Jeder wusste etwas von Slowenien, war dort bei den Soldaten oder hat irgendwelche Verwandte, die in Slowenien leben. Hier und da waren sie sogar begeistert, als ich ums Wasser gebeten habe und waren traurig, weil ich so schnell weiter gehen musste.
Reichliches Frühstück bei den Einheimischen
Schon Kroatien unterschied sich sehr von Slowenien, man konnte den niedrigen Lebensstandard schnell erkennen, aber Menschen waren nicht so gesellig und gastfreundlich wie in Bosnien oder Serbien. Ich muss leider zugeben, da sind wir Slowenen den Kroaten ziemlich ähnlich. Deswegen hatte ich in Kroatien nicht so viel Kontakt mit den Menschen, außer als ich um Wasser bitten musste.
Am zweiten Tag meiner Reise in Bosnien, wurde ich von einem Zollbeamten angehalten. Er ist zuerst hinter mir, dann vor mir gefahren und endlich war er mutig genug, um mich zu stoppen. Ich war überrascht, als er mich zu seiner Familie eingeladen hat. Er sagte, er will unbedingt mein außergewöhnliches Rad seinen Kindern zeigen. Ich musste paar Mal Ja sagen, dass er mir endlich geglaubt hat. Wahrscheinlich hat er noch nie erlebt, dass ein Fremder paar Kilometer außerhalb des geplanten Weg fahren würde, nur um seine Familie zu treffen…
Auf dem Weg zu seiner Familie habe ich ein Umleitungsschild gesehen. Da ich nicht genau wusste, wohin es führte, bin ich lieber weitergefahren. Zum Glück war eine temporäre Brücke da und ich konnte sie überqueren. Auf der anderen Seite hat schon Niko auf mich gewartet und ihm war noch immer nicht bewusst, dass ich wirklich vorhatte, seine Familie zu besuchen. Als ich angekommen bin, haben schon alle auf mich gewartet. Wir haben zusammen gefrühstückt und ich muss zugeben, das Essen hat mir sehr gut getan.
Das war mein erster richtiger Kontakt mit Menschen und in den nächsten Tagen habe ich bei vielen Einheimischen übernachtet und durch den Tag mit ihnen bisschen geplaudert. Am selben Tag habe ich in der Nähe von Grenze mit Serbien, genauer in Bjelina, in einer Arbeiter-Siedlung geschlafen. Ich habe eine alte Frau angesprochen, die am Fenster lehnte. Wir haben uns am Anfang bisschen schwer verstanden, was sofort die Aufmerksamkeit bei anderen Nachbarn erregt hat. Als wir so weit gekommen sind, dass ich die Erlaubnis bekommen habe, um dort zu übernachten, musste ich noch mit dem Hausherr reden, um mich mit ihm zu vereinbaren, wo ich schlafen konnte.
Er empfing mich freundlich und zeigte mir, wo ich mein Zelt hinstellen durfte, wo es Toiletten gab und hat mich sogar eingeladen im Haus zu übernachten, aber ich habe ihn abgelehnt. Er hat mir sichergestellt, mir wird nichts passieren und hat mich zum Tee eingeladen. Ich habe eine traurige Geschichte erfahren, wie sie der Krieg vertrieben hat, wie sie in die Flucht gezwungen waren und Nord-Bosnien verlassen mussten. Sie haben in einem Arbeiterlager gelandet, wo sie als preiswerte Arbeitskraft ausgenutzt wurden.
Svaka ti čast! / Hut ab!
Am nächsten Morgen, habe ich schon die Grenze mit Serbien überquert und meine erste Aufgabe war, die Landkarte zu finden. Im ersten großen Dorf habe ich bisschen nachgefragt, wo ich sie kaufen könnte, aber das wusste leider Keiner. Mir wurde im Kiosk gesagt, ich soll die nächste Stadt Šabac besuchen. Ich hatte eigentlich nicht vor, dorthin zu fahren, weil ich Städte lieber ausweiche, aber eine Karte würde mir schon gut dienen…
Auch in der Stadt bin ich nicht vor Glück geschwommen. Zwar habe ich 3 verschiedene Landkarten gefunden, aber keine war für Radfahrer geeignet. Am Ende musste ich mich halt ergeben und eine von denen kaufen. Als ich durch die Stadt gefahren bin, habe ich viele Male “Svaka ti čast” gehört.
Interessanterweise habe ich nirgendwo so viele Kommentare bekommen wie in Serbien. Dort habe ich sie, jede paar Kilometer gehört, aber keiner hat mich gefragt, wo ich herkomme… Wahrscheinlich dachten sie, ich war Behinderte und haben mir deswegen “Hut ab” gesagt, weil ich mich überhaupt zum Radfahren brachte.
Auf der Suche nach Landkarte habe ich Manchen mein Leid geklagt, weil ich keine, für Radfahrer geeignete Karte finden konnte. Ich habe ein paar Mal, die gleiche Antwort bekommen: “Pa ti si sada u Srbiji / Du bist doch in Serbien!”. Als würden sie sagen wollen, was erwartest du denn!
Später habe ich herausgefunden, dass meine neu gekaufte Karte ziemlich veraltet war. Ich habe bei einem alten Paar Abendbrot gegessen und ein Bekannter von denen, konnte nur staunen, wie viele Straßen dort tatsächlich gefehlt haben und was für Landkarten in Serbien verkauft wurden.
Mein Weg fuhr mich durch gebirgige Landschaften und einige gottverlassene Dörfer. Mir wurde schnell Bewusst, dass hier ziemlich schwer sein musste, Brot zu finden. Ich habe viele Geschäfte besucht und nirgendwo habe ich einen einzigen Brotlaib gefunden. Einmal bin ich am Morgen in einen Laden eingetreten und habe frisches Brot gesehen. Ich wollte einen Laib kaufen, aber die Verkäuferin erwiderte, dass sie keinen haben. Es war mir komisch, weil ich hinter ihr, ganz klar viele Brotlaibe sehen konnte und ich sagte: “I sto je ovo? / Was ist das denn?” Ich habe später erfahren, alle Brote waren im Voraus verkauft. Einwohner bestellen das Brot nur für ihre eigenen Bedürfnisse, damit am Ende des Tages nichts übrigbleibt. Dort gab es also kein Brot, das ein Vorübergehender kaufen könnte. Noch ein Beweis, dass ich in Gebieten war, wo sich keiner, auch nicht “zufällig” zurechtfindet.
Auch im nächsten Laden habe ich zwar kein Brot bekommen, wurde aber zum Bier trinken mit Einwohnern eingeladen. Ich habe lieber Mineralwasser bestellt und habe sogar Brot von einem Mann geschenkt bekommen. Er hat den letzten Laib gekauft und hat mir die Hälfte gegeben. Anfangs musste ich mit ihm streiten, weil ich nicht den ganzen Laib nehmen wollte. Er sagte, er wollte nicht, dass ich Serbien im Gedächtnis behalte, als ob es dort kein Brot gab. Das war tatsächlich ein Mann, der im Leben Nichts hatte und hat mir trotzdem Brot und zwei Tomaten geschenkt.
Am letzten Tag in Serbien habe ich in einer Halle bei Miki geschlafen, den ich auf dem Hauptplatz getroffen habe. Mitten im Dorf habe ich einen Hahn gefunden und meine Zähne geputzt, als ein Einheimischer zu mir gekommen ist und mich angesprochen hat. Nach ein paar Minuten ist auch ein Polizist gekommen und hat mich zum Kaffee eingeladen… Ich erwiderte: “Ich trinke zwar keinen Kaffee, aber ein Tee tut mir immer gut.”
Also sind wir ins nächste Gasthaus gegangen und alle drei haben Wild-Kirschen Tee mit Limone bestellt. Aber leider hatten sie diesen Tee nicht, beziehungsweise hatten sie gar keinen Tee. Die Kellnerin gab den Polizisten das Kleingeld und er ist in einen Laden gegangen, und tatsächlich mit einer Teeschachtel zurückgekommen. Ich habe nachgefragt, ob sie irgendwelche Probleme mit Kriminalität im Dorf haben und er hat mir gesagt seine Aufgabe ist nur das benachbarte Dorf zu kontrollieren. Nur zum Vergleich, um Leben-Standard dort besser zu verstehen: Sein Lohn beträgt 300€, der von einem Busfahrer nur 200€ pro Monat und ein Brotlaib kostet ungefähr 40 Cent.
Meine Illusionen und Apfelstrudel
Neben dem Bach auf 700 Meter Höhe zu schlafen, bedeutete, dass es am Abend recht kalt wurde. Ich hatte zu wenig an und deswegen ist am Morgen nichts mehr nach meinen Plänen gelaufen. Die Landschaft war toll, aber das Gelände war psychisch anspruchsvoll. Ich war sehr müde und das hatte einige Konsequenzen…
Im so einen Illusions-Gelände bin ich noch nicht gefahren. Es war vielleicht 2% – Anstieg, der wie ein schöner Abstieg aussah, wollte aber nicht so schnell vorbeigehen. Ich bin ungefähr 11-12 Kilometer pro Stunde gefahren, habe aber kaum angetrieben. Ich war überzeugt, ich bin bergab gefahren. Ich habe sogar zweimal den Anhänger und alle Räder überprüft… Endlich verwendete ich meine Navigation und bemerkte, dass ich die ganze Zeit bergauf gefahren bin. Zwar minimal, aber konstant! Ich war wieder beruhigt, aber noch immer sehr müde…
Im kleinen Dorf bat ich um Wasser, aber eine Frau hat nur etwas leise gesagt und mit dem Kopf geschüttelt. Was? Ach genau! Einmal wurde mir doch gesagt, dass in Bulgarien ein Kopfschütteln – Ja bedeutet! Offensichtlich stimmt das, sagte ich zu mir und bin hinter die Frau ins Haus gegangen. Innen war eigentlich ein Laden und ich sah etwas, was wie ein Apfelstrudel aussah. Mein Herzschlag ist auf einmal gestiegen, ich liebe nämlich alles was Äpfel enthält… Ich musste fragen, ob meine Vermutung richtig war und ich hatte recht, es war der letzte Apfelstrudel, alle anderen waren mit Quark gefüllt. Er hat bestimmt auf mich gewartet! Die Füllung war nicht gerade schlemmerhaft, aber hat mir trotzdem wohl getan!
Immer näher dem Schwarzen Meer
Ich war schon sehr ungeduldig, nur noch 2 Tage, dachte ich mir… Ich habe es kaum erwartet, weil ich so sehr das Schwarze Meer sehen wollte, aber es schien immer weiter entfernt. Weil die Straße so schlecht war, musste nämlich ich eine andere nehmen, als ich zuerst plante und mein Weg war automatisch länger. Eine Erholung war absolut nötig.
Hinter mir waren 16 Tage Radfahren und 1.600 – Kilometer langer Weg. Nur noch kurz und ich werde das Schwarze Meer erblicken, aber für die Geschichte müssen sie auf zweite Teil warten. In der Zwischenzeit können Sie alleine einen kurzen Wochenende Ausflug planen; zum Beispiel durch Österreich, wo sicher viele unentdeckte Schönheiten stecken. Man muss sich nur Zeit nehmen sie zu entdecken und mit dem Rad, kostet Sie so ein Abstecher fast Nichts!
im zweiten Teil weiter… Mehr Photos von dieser FahrradTour.
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