Unendlicher Regen

Unendlicher Regen

George und sein Fahrradkollege haben gerade ca. 70 km und mehr als 2.000 Höhenmeter auf den Strassenfahrrädern, wann wir uns getroffen haben, zurückgelegt. Wir haben kurz geplaudert und George hat mich zu einem Getränk in sein Dörfchen Domnista eingeladen. Ich war weniger als 15 km weit weg von dort. Es war beinahe Mittag.

Krikello-pause

Ich habe vorhergesehen, dass George für mich auch ein Mittagessen vorbereiten wird, aber es ging einfach nicht so schnell und ich habe mich entschieden, dass ich im Dörfchen Krikello Halt mache. Nur 9 km vorher. Ich war hungrig und brauchte eine Pause. Im Zentrum des Dörfchens habe ich einen ausgezeichneten schattigen Markt mit einem kleinen Restaurant, Kirche und mit einem riesigen Baum in der Mitte gefunden. Ich habe die Sitzbank besetzt, welche rund um den Baum stand und habe mir mein Mittagessen vorbereitet. Zu meinem Erstaunen hat sich lange niemand um mich gekümmert.

Die ersten Besucher waren Kinder, welche aus Neugier mein Fahrzeug beobachtet haben. Und einer von den Eltern hatte den Mut und fing an mit mir zu reden. Nachdem kam noch Peter zu mir, welcher nach der Fahne ahnte, dass ich aus der Ukraine bin. Er selber ist in Griechenland geboren, hat aber lange Zeit in Schweden gelebt wo er Pilot war. Dazwischen hat er in den USA gelebt und nun lebt er mit seiner Frau in Belgien. Jedes Jahr kommen sie nach Griechenland und haben in Krikell ihr Häuschen.

Sie haben mich auf einen Saft eingeladen. Peter ist Geschäftsmann, welcher exotisches Holz verkauft und war gerade eine Woche vorher in Slowenien beim Unternehmen Elan, welches solch ein Holz in Luxusjachten einbaut. Das Gesprächsthema war auch die Wirtschaftskrise in Griechenland und Peter war der Meinung, dass die Griechen nicht wissen wie sie ihre Sonne verkaufen sollen. Nur mit dem verkaufen des schönen Wetters könnten sie nach seiner Meinung den Staat aus der Wirtschaftskrise ziehen. Er erzählte mir von seinen Jagdvorhaben und wir kamen auch bezüglich Pante Vrehi zum Gespräch. Auf die Schlucht mit dem Wasserfall, welcher wie Regenfall klingt. Er sagte mir, wie er durch einen tiefen Fluss musste, welcher ihm bis zu den Armen stand, dass er zu den Wasserfällen kam. Die bildlich vorgestellten Szenen weckten ein Interesse in mir.

Krikello-pause-2

Auf einmal erscheint vor mir George. Es hat ihn gesorgt, wo ich so lange war und kam um mich zu suchen. Er wartete Zuhause mit dem Mittagessen und ich kam von nirgendwo.

Ich sagte ihm, dass es einfach nicht mehr ging und dass ich mir etwas zum Essen vorbereiten musste. Er setzte sich zu mir und wir plauderten über dies und das. Ich habe auch die Landkarte geöffnet und ihnen den eingezeichneten Weg gezeigt, aber George hat mir Veränderungen empfohlen. Einer von den Abstiegen auf meinem Weg war nämlich ausserordentlich steil und deshalb sehr problematisch für die Bremsen. So haben wir einen anderen Weg, aber einen mässigen zusammengestellt.

Panta Vrehi, was ewiger Regen bedeutet, habe ich George erwähnt. Auch ihm gefällt diese Schlucht, aber sie ist 30 km von seinem Dörfchen entfernt. Ich habe mit damit abgefunden, dass ich einmal in dieses Ende zurückkehren muss, damit ich diese aussergewöhnlichen Wasserfälle sehen kann. Es war Zeit für die Abfahrt und George musste ich versprechen, dass ich noch bei ihm vorbei schaue.

Der Weg in Richtung des Dörfchens Domnista war zuerst abfallend, danach wartete auf mich ungefähr 4 – 5 km Anstieg. Beweis, dass eine Pause die richtige Entscheidung war. Ich stieg nämlich mehr als eine Stunde auf. Während des langsamen Aufstiegs habe ich Zeit gehabt über die Schlucht mit den Wasserfällen nachzudenken. Es gab mir keine Ruhe. Vorher habe ich jedoch gesagt, dass ich diesen Ort bei einer anderen Gelegenheit besuchen muss. Jedoch wann würde das sein? Bin ich bereit in diese unpassende Gegend mit dem Auto zu fahren? Sicherlich nicht. Ist bedeutsam zu weit und die Strasse ist eine alleinige Kurve. Wenn ich jetzt nicht die Möglichkeit ausnützen werde, dann werde ich diesen Wasserfall nie sehen. Und ich habe mich entschieden noch George zu fragen, ob wir gemeinsam gehen.

bei-George-Domnista

Ich kam in Domnisto an und fragte den Buben am Hauptplatz, wo ich George finden kann. Es fiel ihm nicht ein wer das sein könnte. Danach verwende ich nur den Rat von George: “Frage nach dem verrückten Radfahrer“. “Wo könnte ich den verrückten Radfahrer finden (crazy cyclist)?” und der Bub zeigt sofort auf das Haus von George. Es wartete auf mich ein leckeres Abendessen. Ich probierte auch die griechische Rakia gelber Farbe mit einem starken Geschmack nach gewissen Kräutern. Als Nachspeise redete ich mir junge Wallnüsse in Zucker zu. Es ist sehr schwer zu glauben, dass wir das bei uns nicht kennen, wo doch überall Wallnussbäume wachsen.

nuss-im-zucker

Ich munterte mich auf und fragte George, ober er am nächsten Tag mit mir die Pante Vrehi anschauen gehen möge. Er war sofort dafür. Er bat mir eine warme Dusche an und zeigte mir, wo ich mein Zelt für jene Nacht aufstellen darf. Ausserhalb des Dörfchens bei einer kleineren Kirche mit einer Quelle in der Nähe.

Am nächsten Tag sind wir mit George in der Früh Richtung Pante Vrehi – Ewiger Regen gestartet. Wann ich ihm am Vortag über den Besuch dieser Schlucht fragte, war mir nicht bewusst was ich ihn gefragt habe. Es wartete auf uns 30 km Fahrt. Was ist das besonderes? 30 km in Slowenien, obwohl wir ein hügeliges Land sind, ist etwas vollkommen anderes als 30 km in diesem Gebirge. Niemals im Leben fuhr ich an solchen gebirgigen Wegen, durch abgelegene Örtchen …

Die Wasserfälle sind wirklich etwas Besonderes. Wie Nebelchen wegen der gestreuten Tropfen, welche von mit Moos belegten Felsen gleiten. Es hört sich wie Regen an, weil es nicht um eine grosse Menge Wasser geht. Die Nebelchen funkeln in allen Farben des Regenbogens. Alles ist mit Moos bewachsen und mit meinem liebsten Farn Frauenhaarfarn.

Am Ende munterten wir uns auf und sind sogar etwas geschwommen. Bevor wir zum Auto zurückgekehrt sind, war es schon fast Mittag. Das war der schönste Teil meines Radelns im Vorjahr. Gänzlich ungeplant ist etwas geschehen, was man praktisch nicht planen konnte. Und das ist das Wesentliche eines solchen Radstreifzuges. Etwas Ungeplantes zu erleben.

Weiter mit Lachanfall im griechischen Gebirge

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