Liegen oder nicht liegen, das ist jetzt die Frage

Liegen oder nicht liegen, das ist jetzt die Frage

Was ist das Besondere an den Liegerädern? Weshalb löste diese ganz andersartige Geometrie heiße Debatten beim 58. UCI-Kongress am 3. Februar 1934 eigentlich aus? Welche sind ihre grundlegenden Eigenschaften, Vorteile und Nachteile im Vergleich mit der Klassik? Was würde einen Menschen überhaupt überzeugen, sich für das Radeln im Liegen zu entscheiden? Und weshalb wurden die Liegeräder nach all diesen Jahren nicht mehr verbreitet?

Francis Faure an Liegerad

Trotz zahlreichen Varianten von Liegerädern, haben diese trotzdem ein paar gemeinsame Eigenschaften, weswegen sie sich von der Klassik unterscheiden. Ihre Besonderheit ist vor allem der große Sitz, der wegen seiner Form eine veränderte Lage der Triebkurbel verlangt. Deshalb ist die Antriebsachse bei Liegerädern ganz vorne vor dem Sitz und meistens höher als die Sitzfläche, was zu Folge hat, dass die Liegeradler (LiegeradFahrer) mit Füßen nach vorne fahren. Das Gewicht verteilt sich in dieser Lage vom Po aus auf den ganzen Rücken, ebenso hebt sich das Sichtfeld vom Boden auf die Umgebung, ohne den Blick nach vorne richten zu müssen. Diese geänderte Form vom Rahmen und die Körperhaltung des Liegeradlers bringen mit sich sowohl Vorteile als auch Nachteile.

Negative Folgen der andersartigen Geometrie

Der größte Mangel der Liegeräder ist die Tatsache, dass ein Fahrradfahrer auf dem Liegerad – mindestens offiziell, nicht an den klassischen Fahrradrennen teilnehmen kann, gleichzeitigt liegt auch keine richtige international unterstützte Alternative vor. Das Radeln im Liegen ist auch kein olympischer Sport. Es gibt zwar kleinere Fahrradrennen, an denen die Fahrradfahrer mit Liegerädern aus ganzer Welt teilnehmen, jedoch leider ohne größeren öffentlichen Anklang. Ohne Medien gibt es wiederum kein größeres Publikum, keine Idole, keine Reklamen und folglich auch kein kommerzielles Interesse für größere Unternehmen sowie Sponsorenmittel. Trotzt dem konstanten Wachstum von Liegeräder bleibt das in der Domäne kleinerer Unternehmen, mit einer Boutique oder Kleinserienproduktion und damit eingeschränkten Entwicklungsmitteln.

Nachteile der Liegeräder sind

Schwerer Rahmen: das Liegerad wiegt von 10 bis 18kg ohne zusätzlichem Zubehör. Auf jeden Fall etwas mehr als das gewöhnliche Fahrrad in der gleichen Preisklasse. Die Ursache liegt meistens in der größeren Entfernung zwischen der Triebkurbel und Antriebsrad und damit größeren Scherkräften auf den Rahmen, der gleichzeitig keine Möglichkeit hat, die dreieckige Konstruktion zu benutzen. Deshalb müssen für den Rahmen dickere Röhre verwendet werden.

Langsamer Aufstieg: auf dem gewöhnlichen Rad kann der Fahrradfahrer aufstehen und damit aktive Muskelgruppen austauschen. Bei Liegerädern gibt es nur eine Lage und die ganze Zeit wird nur eine Muskelgruppe gebraucht. Es ist empfehlenswert, schneller die Pedale zu treten, die erste Bedingung sind auf jeden Fall gut durchtrainierte Muskelgruppen. Dazu tragen auch größeres Radgewicht und in meisten Fällen auch die Anwesenheit der Federung bei.

Seltenheit: ein klassisches Fahrrad kann heutzutage praktisch in allen Kaufzentren gekauft werden, unterdessen die Liegeräder in Österreich zum Testen nur bei einigen Händlern zur Verfügung stehen. Deshalb hat sich der liegende Enthusiast Peter Osterveršnik aus Maribor entschieden, unter der Marke liegend.at Promotionen, Verkauf sowie Service auch im österreichischen Teil der Steiermark bis zum Wien durchzuführen. Die Seltenheit bringt bedauerlicherweise mit sich auch höhere Preise, denn es handelt sich meistens um eine Boutique oder Kleinserienproduktion.

Kniebelastung: weil der Rücken auf die feste Sitzunterlage angelehnt ist, kann mehr Druck auf die Pedale erreicht werden als beim üblichen Fahrrad. Dort können Sie nämlich nicht mit größerer Kraft, als eigentlich ihr Gewicht ist, drücken, weil sich der Körper früher hebt als sich das Pedal dreht. Beim Liegerad kann man sich auf die Sitzlehne stützen und damit stark den Druck auf Pedale, sowie gleichzeitig auf die Knie vergrößern. Das erwähnte ist aber schlecht für die Knie und ist deswegen nicht empfehlenswert. Deshalb ist es viel besser einen Gang runterzuschalten und die Pedale schneller zu drehen, weswegen Sie aber überhaupt nicht langsamer sein werden.

Niedrigere Sitzposition: zuerst haben die frischgebackene Liegeradfahrer das Gefühl, dass sie sehr tief sitzen und stört sie, weil sie nicht über die Fahrzeuge sehen. Sie sind überzeugt, dass sie deswegen weniger sichtbar sind. Auf jeden Fall muss man für sich und für eigene Sicherheit sorgen. Für eine sichere Fahrt im Verkehr gelten die gleichen Regeln wie für die üblichen Fahrräder. Deshalb sind Liegeradfahrer stets mit dem Rückspiegel und hochwertigen Fahrradleuchten ausgestattet. Wir sind aber wegen der Andersartigkeit und Seltenheit manchmal einfach zu sehr auffällig…

Erschwerter Blick nach hinten: weil der Rücken vom Liegerafahrer an den Sitz angelehnt ist, dreht sich der Liegeradler sehr schwer nach hinten. Für die Drehung nach Hinten ist – abhängig auch von der Sitzneigung, viel mehr Kraftaufwand notwendig, weil man den Oberteil heben muss. Deshalb sind die meisten Liegeräder mit einem Rückspiegel versehen, oder trägt ihn der Radler auf dem Helm bzw. auf den Brillen.

Schweißbedeckter Rücken: falls Sie gerne schwitzen, werden Sie bei der Sommerhitze ohne eine entsprechende Luftunterlage einen nassen Rücken haben. Es gibt verschiedene Unterlagen, von denen VentiSit Polster am besten atmungsaktiv ist, ist deswegen aber etwas weniger bequem.

Sichtbarkeit: mit der Umgebung zu verschmelzen ist praktisch unmöglich. Überall, wo Sie erscheinen, werden die Menschen Blicke nach Ihnen werden. Manchem werden Sie auch “komisch” erscheinen, was aber nicht unbedingt ein Nachteil ist… auf jeden Fall ist das aber nicht für Jedermann.

Positive Eigenschaften der Liegeräder

Aus der Geschichte über die Erfindung der Liegeräder wissen wir, dass dieser wegen der Besorgtheit der Frau von Charles über sicheres Radeln ihres Sohnes George entstanden ist. Ich möchte aber viel mehr als die Sicherheit selbst vor allem den Fahrkomfort und die Aussicht in den Vordergrund stellen. Es wurde aber schon ziemlich früh klar, dass dieser Rad wegen der Liegeposition des Radlers und damit besseren Aerodynamik außerordentlich schnell ist, was auch schnell bei den Fahrradrennen bewiesen wurde. Daraus stammt auch das Verbot für die Liegeradler an den klassischen Fahrradrennen teilzunehmen.

Geschwindigkeit: beim üblichen Fahrrad verschwendet man mehr als 70% der Energie bei größeren Geschwindigkeiten für die Bewältigung des Luftwiderstands. Beim Liegerad ist dieser Prozent wegen dem viel besseren aerodynamischen Profil ausgesprochen geringer, was wiederum mehr Energie für den Vorschub nach vorne bedeutet. Der wesentliche Vorteil ist also höhere Geschwindigkeit beim gleichen Energieaufwand, oder anders gesehen weniger Anstrengung für die Erreichung der gleichen Strecke.

Mehr Sicherheit: beim üblichen Fahrrad fällt in meisten Fällen der Radler über den Lenker mit dem Kopf nach vorne. Der Kopf ist deshalb am meisten ausgesetzt. Die Liegeradler sind dem Boden näher, stets mit Füßen vor sich und fallen in der Regel zur Seite. Der Kopf ist deswegen viel mehr geschützt. Der niedrige Sitz und besser verteiltes Gewicht verhelfen auch zu viel sicherem Bremsen. Noch sicherer sind Liegetrikes, weil sie neben besserer Stabilität wegen drei Räder noch diesen Vorteil haben, dass die Autofahrer bei Überholung viel größeren Sicherheitsabstand halten.

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Komfort: Den ganzen Tag auf dem Liegerad zu sein ist etwas ganz schmerzfreies. Der große gelegte Sitz unterstützt den Po und den ganzen Rücken, die Arme liegen locker neben dem Körper, der Kopf ist in der natürlichen Lage mit einem Blick nach vorne. Kein Gewicht belastet die Arme oder Handgelenke, der Hintern ist entlastet, man braucht auch keine Halsmuskeln anzuspannen um nach vorne zu schauen. Die Liegeräder sind deswegen viel bequemer als die klassischen Varianten. Aber auch in diesem Fall sind die Sieger die Liegetrikes, weil man nicht zu balancieren braucht; zur Hand haben wir stets einen bequemen Sitz für eine Erholung im Schatten.

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Ohne Rückenschmerzen: viele Fahrradfahrer mit klassischen Fahrrädern empfinden wegen der gezwungenen Körperhaltung Kreuzschmerzen. Auf dem Liegerad befindet sich die Wirbelsäule in einer geraden, unbelasteten Lage und wird auf den ergonomisch geformten Sitz angelehnt. Der fünfte Lendenwirbel ist auf dem Liegerad auch bis zu 10x weniger belastet als auf dem klassischen Fahrrad.

Lockerer Oberteil: Arme, Hände und Handgelenke sind auf dem Liegerad vollkommen entlastet. Wahrscheinlich gibt es keinen klassischen Radler, derjenige nicht das Gefühl der Stumpfheit in den Fingern und Handflächen (Carpal Tunnel Syndrome) haben würde. Bei der Übertragung des Gewichts auf den Hintern, um die Hände ein wenig zu entlasten, wird dagegen die Aerodynamik verschlechtert und gleichzeitig der Druck auf den Intimbereich vergrößert, was wiederum sehr unangenehm ist. Auf dem Liegerad bleibt das alles nur als eine unangenehme Erinnerung.

Aussicht: wegen des zurückgeneigten Sitzes schaut der Liegeradfahrer nicht zum Boden sondern vor sich hin, was einen breiteren Panoramablick auf die Landschaft und das Geschehen in der Umgebung ermöglicht. Neben dem größeren Komfort ist die Aussicht definitiv die wichtigste positive Eigenschaft der Liegeräder. Vor allem ist das vom Vorteil auf den Reisen, wo man in der andersartigen und interessanten Landschaft genießen und nicht die ganze Zeit in den Asphalt gucken möchte. Denn der Asphalt ist überall auf der Welt mehr oder weniger der gleiche.

Geöffneter Brustkorb: mit den Händen neben dem Körper beim Lenker unter dem Sitz ist der Brustkorb mehr geöffnet, weswegen die Lungen mehr Platz für die Einholung der Frischluft haben.

Unbelasteter (Gesäßbereich) Damm: bei den üblichen Fahrrädern kann die kleine Sitzfläche Schmerzen und Stumpfheit im Intimbereich verursachen. Es ist bekannt, dass die Prostatabeschwerden und das Radeln nicht zusammenpassen. Mit einem Liegerad wird alles anders. In der liegenden Position können Sie nämlich ohne Druck auf den Intimbereich radeln. Falls Sie trotz Prostatabeschwerden auf das Fahrradvergnügen nicht verzichten möchten, ist die Antwort ein Liegerad.

Es bricht den Eis: Liegeradler neben überall an den begeisterten Blicken und Bewunderung teil. Das ist manchmal auch eine Ursache fürs dagegen sein, ganz abhängig von der Persönlichkeit des Radlers. Es wird auf jeden Fall nicht passieren unbeachtet zu bleiben und ganz schnell werden Sie ein Gesprächsthema haben.

Gutes Training für Beine und Po: auf dem Liegerad sind mehrere Muskelgruppen in den Beinen und Po aktiv, der Oberteil bleibt dagegen ganz locker. Am meisten aktiv ist die Pomuskel, innere und äußere Oberschenkelmuskel sowie Muskelsehne, diejenige das Knie krampfen. Es muss betont werden, dass man “liegende Beine“ entwickeln muss, falls man ähnliche Aufstiegsgeschwindigkeiten erlangen will als mit einem klassischen Fahrrad.

Ohne extra Kleidung: auf den Liegerädern brauchen Sie keine Fahrradkleidung. Und das erste, worüber Sie ganz bestimmt froh sein werden, ist die gepolsterten Hosen los zu werden. Die üblichen Kurzhosen werden genügen. Ohne Schwierigkeiten können Sie auch Trackingkleidung gebrauchen. Auch T-Shirts mit Taschen auf der Rückseite sind nicht notwendig, weil man sie nicht gebrauchen kann. Deshalb haben wir für Sie T-Shirts und Jacken mit vorderen Taschen (Liegerad Kleidung) parat, die wir zum ersten Mal auf der SPEZI Messe in Germersheim im Jahr 2012 präsentiert haben. Ebenso werden Sie nie mehr Fahrradhandschuhe vergessen, weil Sie diejenigen für das Liegerad nicht brauchen.

Der größte Gewinn in der Liegeszene sind zweifellos die Liegetrikes, diejenigen neben außerordentlichem Komfort gleichzeitig auch eine Gelegenheit zum Radeln solchen Menschen öffnen, die aus Gesundheitsgründen nicht das klassische Fahrrad benutzen können. Es handelt sich um die Welt mit gleichen Möglichkeiten für alle und gleichzeitig ein zusätzlicher Vorteil der Liegeräder – Anpassungsfähigkeit: Radeln wirklich für Jedermann!

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Und da wir gerade bei Liegetrikes und ihren Vorteilen sind. Falls Sie zusammen mit Ihrer Partnerin radeln möchten, gelingt es ihnen auf den klassischen Fahrrädern aber nicht, weil Sie sich erst erwärmt haben, als Ihre beste Hälfte schon über Poschmerzen klagt, sollen Sie sich für den Liegetrike entscheiden. Zuerst wird Sie die Liebste nur auslachen im Sinne: “Was wirst du dir noch alles ausdenken … Je älter desto verrückter.” Diese Stichelei darf Ihnen aber keinesfalls die Hoffnung nehmen, weil sie sich schon nach ein paar kurzen Ausflügen selbst dieses Wunder zu probieren wünschen wird. Und wenn sie einmal auf dem Liegetrike sitzen wird … Bewährt wirkt das auch bei größten Rebellinnen. Nur ohne Zwang! Lassen Sie ihr Zeit, sich selbst zu entscheiden.

Falls Sie aber selbst nicht für ein Liegerad interessiert sind, bedeutet das noch lange nicht, dass Sie selbst Radeln müssen oder, dass ihre beste Hälfte an Schmerzen leiden muss. Hase bietet eine hervorragende Lösung für Paare und junge Familien in einer Form des Tandems Pino (auch für Probefahrt beim TO BI d.o.o.), das positive Eigenschaften der Liegeräder sowie klassischen Fahrräder in einem Rahmen verbindet.

tandem Hase Pino komfortabel Radfahren zur zweit an Fahrrad

Ich wünsche ihnen Glückliche Fahrt abgesehen von die Form des Fahrrads!