Mit Schwarzen Meer in einer Flasche zurück nach Hause

Mit Schwarzen Meer in einer Flasche zurück nach Hause

Das ist das zweite Teil des Abenteuers. Erste Teil finden Sie hier.

Wenn eine Wasserquelle Lächeln ins Gesicht zaubert

Ich war schon 18 Tage mit dem Fahrrad unterwegs und mehr als 1.800 Kilometer von Zuhause entfernt. Ich war immer ungeduldiger, das Meer endlich zu erblicken. Mir ist so viel passiert und meine Erinnerungen werden niemals verblassen und doch wartet auf mich noch etwas “Großes”, denn ich habe noch nie im Leben das Schwarze Meer gesehen…

Wie vorgesehen, bin ich ins kleine Küstenort Škorpilovci gekommen. Dort habe ich ein Camp erwartet, aber alles war mir selbst überlassen. Keine Duschen, Toiletten oder Touristeninformation, … und keiner sprach Fremdsprachen. Wegen dieser Anarchie, war ich ein wenig verwirrt und wusste nicht ganz genau was ich tun sollte. Ich war nämlich nicht daran gewöhnt, dass Zelten überall erlaubt ist. Ich dachte mir, wenn Andere nicht komplizieren, wieso sollte ich?, ich habe mein Dreirad geparkt, abgeschlossen und bin ins Meer gegangen.

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Die Meisten hätten wahrscheinlich gedacht, ich war begeistert, als ich das Ziel erreicht habe. Leider war es nicht gerade so… Meine Gefühle in diesem Moment waren gemischt: Man ist schon froh, dass man sein gesetztes Ziel erreicht hat, aber was kommt jetzt? Dir ist klar, du hast es geschafft und auf dich warten jetzt ein oder zwei Tage Erholung, aber danach musst du wieder nach Hause, zurück in alltäglichen Rhythmus, wo du alles an Überfluss hast… warmes Wasser, frisches Brot und ein bequemes Bett,… Ich glaube, man kommt sehr bald zur Frage, ob das alles, wirklich nötig ist?!

Was fühlen wir, wenn wir zu Hause unter der Dusche warmes Wasser spüren? Wie ein König essen? Oder am Abend in ein warmes, bequemes Bett gehen? Ich würde mich trauen “nichts Besonderes” zu antworten, oder wenigstens kein langdauerndes, tief – gehendes Glück!

Auf meinem Weg, fern von den Großstädten gab es meistens eine Straße, die Natur und mich. Man freut sich sogar den Friedhof zu sehen, weil man weiß, dass es dort Trinkwasser gibt. Dich machen Sachen froh wie z. B.: Obstbäume, Wasserquellen oder ein Laden mit ein paar Grundernährungsmitteln. Dich kann sogar ein Mensch, der dir ein Lächeln schenkt und mit dir sein Brot teilt, glücklich machen. Nach allen Erfahrungen, muss ich einfach dem Spruch zustimmen: Kleine Dinge bringen wirklich großes Glück!

Leider kennen heutzutage noch sehr wenige Leute vorheriges alltägliches Glück! Obwohl ich keine richtigen Reise-Erfahrungen habe, verstehe ich was “reverse culture shock” bedeutet und was für Jemanden eine Heimkehrreise, nach vielen Jahren solcher Erlebnisse bedeuten kann. Wenn dein vorheriges alltägliches Glück und Sachen die dich vorher Tag für Tag begleitet haben irgendwohin verschwinden. Je entferntere Orte du besuchst und je länger deine Reise ist, desto schwieriger ist dann in die “normale” Gesellschaft zurückzukehren. Na ja, wenigstens so denken wir…

Es waren viele Touristen am Strand, zwar nur Bulgaren, keine Ausländer aber Preise in Restaurants waren trotzdem ziemlich europäisch. Am Anfang hatte ich mir ein wenig Sorgen um meine Sachen gemacht, aber später hatte ich herausgefunden, dass meine Sorgen unbegründet waren. Zwei Tage sind schnell vorbeigegangen und ich musste mit meinem Fahrrad weiter. Dank meinem Vater, der mich um eine Flasche Meerwasser gebetet hat, ist ein Stückchen Schwarzes Meer mit mir nach Slowenien gegangen.

soncni vzhod nad Crnim morjem

Beim Sonnenaufgang erblickte ich noch ein letztes Mal das Meer und mit gebrochenem Herz bin ich Richtung “Ruše“”, dem kleinen Ort in Slowenien gefahren. Wenn ich in diesem Moment Zeit gehabt hätte, wäre ich am liebsten Rund ums Schwarze Meer gefahren oder vielleicht war das bloß eine Ausrede…

Immer wenn ich auf meinen Reisen zwischen Flachland und Gebirge auswählen muss, werde ich mich gewöhnlich für Gebirge entscheiden, obwohl ich mich später immer frage, ob das wirklich nötig war. Dieses Mal war nichts anders.

Saftige Himbeeren und göttliches Wasser

Am Nachmittag habe ich mir selber erlaubt, eine Pause an der Kreuzung zu machen. Da war sowieso kein Verkehr und kurz im Schatten zu sein, tat mir echt gut. Ich war gerade am schlummern und Musik am hören, als ich etwas Komisches hörte, habe aber auf dieses Geschrei gar nicht reagiert, solange die Geräusche immer lauter waren. Als ich meine Augen geöffnet habe, ist ein Mann mit einer Hand voller Himbeeren genau vor meinem Gesicht gestanden, aber ich habe ihn bloß verwundert angeschaut. Schließlich fragte ich, wo er die Himbeeren bekommen hat und er antwortete in der Pflanzung hinter mir. Offensichtlich war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort, habe ein paar Himbeeren gegessen, mit dem Mann bisschen geplaudert und bin weiter gefahren. Lied des Tages war “The American Dream” von Madonna, ich habe es nämlich immer wieder gehört.

Es war ein extrem heißer Tag und ich bin Richtung Lisi Vrah gefahren. Ich bin die ganze Zeit bergauf gefahren und habe Niemanden getroffen. Alles war trocken und ich hatte fast kein Wasser mehr. Immer wenn ich zwischen Steigung und Ebene auswählen müsste, würde ich mich für die Steigung entscheiden, obwohl ich mich nachher immer frage, wieso ich so blöd bin?!

Zum Glück habe ich nach ein paar Kilometer zwei Einheimischen getroffen, die etwas am bauen waren. Ich habe sie um Wasser gefragt und sie haben mir freundlich beantwortet, dass ich es bekommen kann. Ich war zu schnell und habe mein altes Wasser schon ausgegossen, als sie gesagt haben, dass das Wasser leider nicht trinkbar war. Solche Hitze und ich ohne Wasser, war nicht gerade gut. Aber sie haben mich schnell beruhigt und gesagt, dass es oben auf der Spitze eine Quelle gibt. Könnte zwar schlimmer sein, dachte ich mir, aber der Aufstieg ohne Wasser wird wahrscheinlich nicht gerade angenehm…

Der Weg war nicht so lang und ich habe überlebt 😉 Ich war extrem glücklich, als ich die Quelle gesehen habe und habe brav in der Reihe gewartet bis ich dran war. Das Wasser war einmalig! So geschmackvolles Wasser hatte ich noch nie in meinem Leben getrunken! Ich konnte nicht aufhören, als ob ich ein Loch im Bauch hätte. Ich habe meine Flasche gefühlt und konnte nicht widerstehen noch paar Schlucke mehr, mit dieser großen Schöpfkelle zu nehmen, die wahrscheinlich das ganze Dorf verwendete. Ein Einheimischer hat mich sogar neben der Quelle fotografiert, weil ich das Wasser so gelobt habe. Wenn ich noch einmal zwischen Steigerung und Ebene auswählen müsste, würde ich mich wieder für Steigerung entscheiden, weil ich für Nichts auf dieser Welt so gutes Wasser verpassen möchte.

Am Abend habe ich den perfekten Platz zum Übernachten gefunden, aber etwas ist ständig über mich herumgeflogen. Es war eine Libelle bzw. es waren sogar mehrere und sie haben Mücken gegessen. “Super!!” habe ich gedacth. Ich hatte einen natürlichen Mückenschutz, konnte mein Abendessen in Ruhe genießen und habe mich über Libellen-Gesellschaft sehr gefreut.

Rumänien, ein Land voller Überraschung

Ich muss zugeben, ich hatte Angst vor diesem Land und es war mir sehr unangenehm dorthin zu fahren. Eigentlich wusste ich nicht genau, was auf mich auf der anderen Seite wartet. In der Nähe der Stadt Gregoriev, war das zuerst die Polizei. Sie haben mich überprüft und mich vor dem Teil, wohin ich bestimmt war, verwarnt. Es war nicht gerade ein angenehmer Willkommensgruß und ich wollte schnell wie möglich auf die andere Seite der Stadt kommen. Alles was ich im Gedächtnis behalten habe, sind hängende Kabel und eine Gruppe Menschen, die etwas hinter mir gebrüllt haben.

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Aber die Dinge sind nicht immer so, wie sie zu sein scheinen. Die Ortschaften waren viel geordneter, als die in Bulgarien. Dort gab es sehr geordnete Spielplätze und Friedhöfe. Man konnte sehen, dass Einwohner für ihre Häuser und Umgebung sorgen und so wie in Serbien viel Zeit zusammen verbringen. Sie haben mich sogar zu sich eingeladen und zum Glück konnte Einer ein wenig Englisch, damit wir paar Worte austauschen konnten. (Von Vorteil wäre damals, Italienisch zu können…)

Ein paar Kilometer später, habe ich einen Pfiff gehört und wurde von einem Polizist angehalten. Er hat mir gesagt, dass ich nicht weiter darf, konnte aber wegen Verständnisschwierigkeiten nicht erklären wieso. Ich musste mit ihm gehen und wir sind zu einer Staubstraße gekommen, die angeblich nicht für mich geeignet war. Mir war nicht klar, wieso ich nicht weiter durfte, die Straße hat nämlich ganz normal ausgesehen. – Es war halt eine Staubstraße und er versuchte mir zu erklären, dass die immer schlimmer wird. Dort stand zwar ein Verbots-Schild, aber ich war trotzdem dickköpfig und wollte weiter fahren. Es war doch eine Straße, oder? Dem Polizist blieb nichts mehr übrig, als mich weiter zu lassen…

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Auf die Staubstraße war ich nicht gerade begeistert, aber die war schnell vorbei und hinter ihr, kam eine dreckige Straße. Die Hitze war unerträglich und es gab gar keinen Schatten. Nach 20 Kilometer, habe ich endlich einen Baum gefunden und als ich aufgestanden bin, war mein Hintern so nass, dass ich meine Kleider ausdrücken konnte. So etwas habe ich in meinem Leben noch nie erlebt. Die Straße war enger und enger… Dreckiger Weg war auf einmal ein Weg mit Gras in der Mitte, was mir selbstverständlich nicht gefallen hat, aber ich war willensstark, dass ich nicht zurückgehe. Ich weiß nicht, was ich in solche Situation ohne GPS tun würde, der mir wenigstens gezeigt hat, dass ich auf dem richtigen Weg war.

Wenn man seine eigene Regel verletzt

In Rumänien gab es sehr wenige asphaltierte Straßen, aber die, die asphaltiert waren, waren wenigstens ohne Löcher. Das waren leider nur Hauptstraßen, alle andere waren grobe Staubstraßen. Um Situation in Rumänien ein wenig mit Slowenien zu vergleichen: So wie bei uns ein Auto vor dem Haus parkt ist, steht dort ein Esel…

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Es war schwer gute Übernachtungsmöglichkeiten zu finden, weil Einheimische am Abend immer auf dem Feld oder im Garten waren, tagsüber war es nämlich zu heiß um irgendetwas zu erledigen. Das größte Problem in Rumänien waren bestimmt die Wildhunde und sie in so großen Städten, wie Craiova zu treffen, war nicht gerade angenehm…

Vor der Stadt Craiova habe ich meinen größten Fehler gemacht. Meine Regel war nämlich, nie in die Nähe von Großstädten zu gehen. Aber am Samstag war Richtung Craiova kein Gedränge auf der Straße und ich habe mich halt entschieden weiter in die Stadt zu fahren. Aber ich habe bald herausgefunden, das war ein großer Fehler. Ich habe keine Übernachtungsmöglichkeit gefunden und musste durch die Stadt fahren und gerade dort habe ich eine Überraschung erlebt: Dichtes Gedränge auf der Autobahn, nirgendwo in meiner Nähe gab es einen Wald oder ein Feld. Wäre definitiv besser gewesen, vor der Stadt Richtung Gebirge zu fahren, als ich am Anfang geplant habe…

Rumänien war definitiv nicht für mich, obwohl die Leute sehr freundlich waren, gab es dort zu wenige Asphaltstraßen und zu viel Verkehr. Die Karpaten zu sehen war wunderschön, sie waren fast wie Pohorje, nur größer. Mit weniger Verkehr, wäre es der Himmel auf Erden für Radfahrer. Immerhin war ein Teil meiner Reise wie ein Paradies: Wunderbare kleine Dörfer, für Karpaten kennzeichnende Heuhaufen und so viel Platz zum Zelten, wie das Herz begehrt,…

Als ich vor einem Laden, im Schatten eines riesigen Baumes, gerade am Essen war, kam ein Mann und fragte mich, ob ich mein Bike an ihn verkaufen würde… “Das geht leider nicht, weil ich irgendwie zurück nach Slowenien kommen muss, ich war auf einer Reise zum Schwarzen Meer und jetzt bin ich auf Heimkehrt.”, sagte ich… Offensichtlich hat er mich nicht viel verstanden, hat noch paar Minuten mein Bike betrachtet und war weggegangen. Ich war überrascht, als er in ein paar Minuten, mit einem Beutel Gemüse zurückkam. Obwohl ich gesagt habe, dass ich nichts mehr brauche, hat er insistiert und selbstverständlich nahm ich gern sein Geschenk. Ich bin wortlos geblieben. Ein Fremder gab mir einfach so Tomaten und Gurken, weil er sah, dass ich nur Brot und Pastete am Essen war. Eins war sicher, frisches Gemüse hat mir sehr wohl getan. Als ich abgefahren bin, habe ich ihn noch einmal gesehen am arbeit an Eine Fassade. Und,- ich bedauere es noch heute, ihn nicht um seine Adresse gefragt zu haben…

Mit der Zeitmaschine zurück in die Gegenwart

Auf der ungarischen Seite der Grenze, hatte ich wieder das Gefühl in der Gegenwart zu sein. Im ersten Dorf habe ich heimliche Währung abgehoben und im Geschäft alle möglichen Strudel gekauft. Ich habe kaum geschafft zwei für später zu sparen.

20 Kilometer auf einer Asphaltstraße war ein Paradies im Vergleich mit Rumänien. Am Ende musste ich mit einem Einheimischen, der ebenso mit einem Fahrrad unterwegs war, auf die Fähre warten, die uns auf die andere Seite gebracht hat. Wir haben über meine Reise gesprochen und er war sogar froh, dass er die frühere Fähre verpasst hat und mich kennenlernen konnte. Er sagte, er hat ebenso über so eine Reise nachgedacht, aber nie genug Mut aufgebracht. Hoffentlich wird meine Erfahrung ihn und vielleicht auch euch motivieren, um so eine Reise einmal im Leben zu organisieren.

Ach ja, zu diesem Fahrer auf dem Parkplatz an der kroatischen Grenze erwiderte ich, er würde für 2.500€ einen Urlaub mit zwei erotischen Masseurinen bekommen, aber ich werde nächstes Jahr wieder Urlaub mit meinem Rad machen und er muss wieder 2.500€ ersparen. 😉

Mehr über meine Erlebnisse könnt ihr auf der Web-Seite udobnoposvetu.si erfahren.

Mehr Photos von dieser FahrradTour. Viel Spaß auf Ihrem Fahrrad

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